Was sind Traumafolgestörungen?
Ein Überblick
Traumatische Ereignisse können bei jedem Menschen unterschiedliche Reaktionen auslösen. Bei manchen verblassen die Erinnerungen mit der Zeit, bei anderen hinterlassen sie tiefe Spuren. In solchen Fällen kann es zu einer Traumafolgestörung kommen.
Was sind Traumafolgestörungen?
Traumafolgestörungen sind psychische Erkrankungen, die als Folge eines belastenden Ereignisses auftreten können. Dabei kann es sich um ein einmaliges Ereignis wie einen Verkehrsunfall, eine Naturkatastrophe oder einen Überfall handeln, aber auch um das Erleben länger andauernder belastender Situationen wie Krieg, Gewalt oder sexueller Missbrauch. Aber auch inadäquate Verhaltensweisen der Bezugspersonen, Vernachlässigung oder Formen von emotionaler Gewalt können Traumafolgen tief im Nervensystem hinterlassen. Dabei kann man sagen, dass desto früher und desto langanhaltender eine Belastung anhält, desto schlimmer sind die Traumafolgen in der Gegenwart. Zudem sind Man-Made-Trauma (Trauma von Menschenhand) nachhaltiger und symptomatischer als einmalige Ereignisse.
Was sind Bindungs- und Entwicklungstraumata?
Ein Bindungstrauma entsteht durch schädliche oder fehlende Beziehungserfahrungen in der frühen Kindheit. Häufig finden sich emotionale, körperliche oder sexualisierte Gewalt in der Kindheit. Das muss aber nicht vorhanden sein. Es kann auch sein, dass inadäquate Verhaltensweisen der Bezugspersonen gezeigt wurden, aus denen das Kind beispielsweise folgendes gelernt hat:
Beziehungen sind gefährlich, ich muss mich schützen
Ich bin nichts Wert
Ich kann Nichts
Es ist besser wenn ich nicht da bin
Ich bin zu laut, zu viel, zu anstrengend
Ich bin nicht richtig, nicht gewollt
Die Welt ist ein unsicherer Ort
Was sind Symptome einer Traumafolgestörung?
Betroffene leiden häufig unter Albträumen und Flashbacks, in denen sie das belastende Ereignis immer wieder durchleben. Diese Flashbacks können auch als emotionale Flashbacks erlebt werden. Das bedeutet, dass nicht eine konkrete Erinnerung wiedererlebt wird, sondern das Gefühl von Hilflosigkeit, Scham, Angst und Ohnmacht das damals Gefühl wurde, wird heute wiedererlebt. Gerade Menschen mit frühen und vorsprachlichen Bindungstraumata erleben diese emotionalen Flashbacks. Diese sind im Nervensystem gespeichert und werden durch Trigger ausgelöst. Der Verstand sucht dann krampfhaft einen Auslöser, einen Verantwortlichen für die körperlich empfundene Triggerreaktion und die Gefühle die als ohnmächtig empfunden werden und nimmt dann das als vermeintlichen Grund, was halt gerade da ist. Das kann dann die Situation sein, das Verhalten des Partners oder der Menschen die gerade da sind.
Die Triggerreize sind bei Bindungstrauma allerdings viel subtiler als bei Schocktrauma, bei dem ein einzelnes Ereignis häufig benannt werden kann. Dies kann Z.b ein bestimmter Geruch, ein Blick, eine Geste, ein Lachen oder bestimmte Worte sein.
Sie können auch Ängste, Gereiztheit, Depressionen, Erschöpfung und Schlafstörungen entwickeln und sich von anderen Menschen distanzieren, da die anderen Menschen als vermeindliche Trigger “identifiziert” werden. Das autonome Nervensystem ist dadurch die ganze Zeit “wach” und scannt die Umgebung, die Menschen nach Gefahren. Dieses Verhalten wird als Neurozeption bezeichnet und ist höchst anstrengend für den Körper. Die vielen subtilen Trigger die im Alltag runterreguliert werden müssen, strengen uns weiter an und erschöpfen uns. Dies kann langfristig dann zu Erschöpfungssyndromen und Depressionen führen.
Was sind mögliche Symptome eines Bindungstraumas?
* Schwierigkeiten beim Eingehen und Aufrechterhaltung von Beziehungen
* ständige Konflikte, Missverständnisse und Streits in Beziehungen
* Schwierigkeiten bei der emotionalen Regulation, z.B. leicht zu reizen, überreagieren oder sich nicht beruhigen können
* Angst oder Misstrauen gegenüber anderen Menschen
* Schwierigkeiten alleine sein zu können
* Probleme mit der Selbstwahrnehmung und dem Selbstwertgefühl
* Schwierigkeiten Intimität und Nähe aufzubauen
* Rückzug von sozialen Aktivitäten & in Beziehungen
* Depressionen oder Angstzustände
* Panikattacken
* emotionale Flashbacks oder Alpträume über frühere Beziehungserfahrungen
* starke Gefühle wie Wut, Ohnmacht und Hilflosigkeit
* Körperliche Symptome wie Schmerzen oder Unwohlsein
* häufige Streits, Missverständnisse und Kommunikationsprobleme in Beziehungen
* Schwierigkeiten Anderen zu vertrauen
* Angst verlassen zu werden /Verlustangst
* Schwierigkeiten, Gefühle zu zeigen oder zu empfinden (Gefühl von Betäubung & Abgetrenntsein)
* Probleme mit Autonomie und Abhängigkeit in Beziehungen
* Schwierigkeiten, Grenzen zu setzen oder diese durchzusetzen
* Schwierigkeiten, emotionales Feedback von anderen anzunehmen oder zu geben
* Schwierigkeiten, auf die Bedürfnisse anderer einzugehen oder eigene Bedürfnisse auszudrücken
* Schwierigkeiten, angemessen auf Kritik oder Ablehnung zu reagieren
* Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen
* Schwierigkeiten sich nach Konflikten oder Streit zu regulieren, sich zu beruhigen
* Schlafproblemen
* Ständig beschäftigt sein müssen, nicht zur Ruhe zu kommen, immer etwas zu tun haben zu müssen
* starke innere Unruhe, Bewegungsdrang
* Kommunikationsschwierigkeiten mit anderen Menschen
* Das Gefühl anders zu sein
* Das Gefühl nicht zugehörig zu sein
Wie werden sie diagnostiziert und behandelt?
Wenn du denkst, dass du an einer Traumafolgestörung leidest, solltest du unbedingt einen Traumatherapeuten aufsuchen.
Es gibt viele gute Behandlungsmöglichkeiten, die dir helfen können, mit deiner Traumafolgestörung umzugehen. Dazu gehören Psychotherapien und Traumatherapien, die den Körper und das Nervensystem und die Auswirkungen von frühkindlichen Erfahrungen auf das Nervensystem in die Arbeit einbeziehen. Welche Methode für dich am besten geeignet ist, hängt von deiner persönlichen Situation und deinen Symptomen ab. In meiner Arbeit habe ich sehr gute Erfahrungen mit SE (Somatic Experiencing) und NARM® (Neuroaffektives Beziehungsmodell) gemacht.
Ziele einer Therapie können sein:
Sich zu spüren
Kontakt aufnehmen zu können, in Kontakt mit sich selbst zu kommen
Bedürfnisse ausdrücken zu können
sich auffangen lassen können
Grenzen setzen zu können
Dissoziation zu reduzieren
sich regulieren zu können
glückliche und authentische Beziehungen führen zu können
sich selbst lieben lernen.
Es ist nicht möglich Kontakt mit anderen aufzubauen, wenn man sich nicht spürt.
Was ist noch wichtig zu wissen?
Es ist wichtig zu verstehen, dass Traumafolgestörungen kein Zeichen von Schwäche sind. Jeder kann von einem Trauma betroffen sein, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Herkunft. Mit dem richtigen Wissen und der richtigen Unterstützung kann man die Symptome lindern und wieder ein erfülltes Leben führen.
Traumafolgestörungen sind ernst zu nehmende, aber behandelbare psychische Erkrankungen. Suche frühzeitig professionelle Hilfe und informiere dich über die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten, damit du die besten Chancen auf Genesung hast, denn je früher du aktiv wirst, desto größer sind deine Chancen auf Besserung.
Vergiss nicht, dass du nicht allein bist und dass es Hoffnung gibt.
Es ist auch wichtig, dass Freunde und Familie verstehen, was du durchmachst und dich unterstützen. Offene Kommunikation, ein mitfühlendes Zuwenden ohne Verurteilung, Verständnis und Geduld können dazu beitragen, dass du dich aufgehoben und verstanden fühlst. Eine echte authentische Verbindung zu einem Menschen ist ein wichtiger Schritt zur Heilung. Bindungstrauma, die aus der gestörten frühkindlichen Beziehungsgestaltung heraus entstanden sind, heilen durch VerBindung.
Es gibt verschiedene Selbsthilfegruppen und Online-Foren, in denen du dich mit anderen Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, vernetzen und unterstützen kannst. Das kann dir helfen, dich nicht allein zu fühlen und dich für deinen Genesungsprozess zu motivieren.
Schließlich solltest du auch auf dich selbst achten, indem du dir ausreichend Ruhe gönnst, dich gesund ernährst und regelmäßig Sport treibst. Auch Entspannungsübungen wie YinYoga oder Achtsamkeitstraining können dir helfen, zur Ruhe zu kommen und dich auf deine Genesung zu konzentrieren.
Traumafolgestörungen können schwierig und überwältigend sein, aber es gibt Hilfe und Unterstützung. Mit dem richtigen Wissen, der richtigen Behandlung und dem richtigen Unterstützungssystem kannst du deine Symptome überwinden und wieder ein erfülltes Leben führen. Wenn du Fragen hast oder Unterstützung benötigst, melde dich sehr gerne bei mir.
Deine Stefanie Zimmer - körperorientierte Psycho- und Traumatherapie in Köln 🦋 🦋